Mit dem Rad zur Wiesn – und was Grossevents über Fahrradparken verraten

Wenn das grösste Volksfest zur Bühne für Fahrradparken wird

Das Oktoberfest in München ist ein logistisches Meisterstück: Sperrkreise für Autos, grossflächige Parkhäuser, klare Hinweise zum öffentlichen Verkehr und ein minutiöses Sicherheitskonzept. Wer mit Bus, Bahn oder Auto anreist, findet ein durchdachtes System. Ganz anders wirkt es beim Fahrrad. Offizielle Informationen erwähnen Radstellplätze zwar, doch nur am Rande – etwa mit dem Hinweis, dass „Parken nahe der Theresienwiese nicht so einfach – und teuer“ sei. Damit zeigt das Oktoberfest exemplarisch, wie unterschiedlich Verkehrsmittel bei Grossveranstaltungen behandelt werden: Während der Autoverkehr höchste Priorität erhält, bleibt das Fahrradparken meist improvisiert.

Gleichzeitig wächst die Nachfrage. Immer mehr Menschen setzen auf das Velo, weil es flexibel, günstig und emissionsfrei ist. In einer Studie wurden in Barcelona bei Spitzenzeiten Abstellanlagen mit über 90 % Auslastung gemessen. Die Forschenden halten fest: „Bicycle parking ist ein kritisches Element der Radinfrastruktur“. Es ist also längst Teil der Eventmobilität – auch wenn die Planung oft hinterherhinkt.

Wo Fahrradparken schon heute funktioniert

Es gibt Veranstalter, die zeigen, wie es besser geht. In Washington D.C. bietet der Nationals Park über 250 kostenlose Bike-Valet-Plätze an – „wie eine Garderobe für Fahrräder“, erklären die Betreiber. Auch Festivals in Europa setzen gezielt auf das Rad: eingezäunte Flächen, Ticketsysteme, Reparaturservice. Ein Veranstalter wirbt mit dem Motto „schnell, einfach, sicher und kostenlos“.

Solche Programme sind mehr als nur ein Service. Sie senden ein klares Signal: Radfahrende sind willkommen. Für dich als Veranstalter oder Planer heißt das: Fahrradparken kann zu einem festen Bestandteil der Eventlogistik werden – genauso selbstverständlich wie Autoparkplätze.

Zwischen Provisorium und Zukunftsfrage

Die Realität ist aber oft noch anders. Für Autos gibt es detaillierte Flächenpläne und Sicherheitskonzepte, Fahrräder landen dagegen oft im Nebenschauplatz. Ein US-Bericht fasst es treffend zusammen: „Viele Veranstaltungsorte etablieren Bike-Valet-Services“, doch Standard ist das längst nicht.

Der Knackpunkt ist Vertrauen. „Menschen fahren nicht zu Events, wo ihre Räder nicht sicher sind,“ sagt ein Betreiber. Ob sichtbar am Eingang oder bewacht hinter Zäunen – Sicherheit entscheidet über Nutzung.

Und dann bleibt da noch die Datenlücke. Während im Autoverkehr jede Auslastung erfasst wird, gilt fürs Fahrrad noch: „Es ist wenig bekannt, wer und wie oft die Anlagen genutzt“. Solange diese Infos fehlen, bleibt es schwer, Kapazitäten richtig zu planen.

Ob Radparken bei Grossevents einmal so selbstverständlich wird wie Autoparkplätze – oder ob es beim Provisorium bleibt – ist eine Frage, die sich Städte und Veranstalter zunehmend stellen müssen

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